Ein Schritt in die Vergangenheit, fotografieren mit der AgfaBox50

In meiner Vitrine steht seit Ewigkeiten eine AgfaBox50. Genauso ewig sollte sie mal mit Film geladen werden um damit zu fotografieren. Vor ein paar Tagen war es dann soweit. Geladen mit einem 120er Rollfilm mit ISO 125 ging es los. Wer dahinter technische Finesse erwartet liegt falsch. Die AgfaBox kann so gut wie garnichts und sie unberechenbar. Es gibt einen Schieber mit zwei "Blendenöffnungen". Klein, für sehr hell und Sonnig und eine "Offenblende". Es lassen sich aber nicht mal Blendenwerte ermitteln sondern einfach nur "klein" und "Groß". Der Auslöser ist, was seine Zeiten angeht, sagen wir mal Zufallsvariabel. Also es gibt eine ungefähre Zeit aber die zu ermitteln ist für einen Laien einfach zu mühselig und ist auch nicht Sinn und Zweck für die Kamera. 

So einfach wie die Box gestrickt ist, so einfach ist auch das Fotografieren. Denkt man zumindest. Hürde Nummer eins:

Der "Sucher" trägt seinen Namen an der Box zurecht. Man sieht nur sehr marginal, was man fotografieren möchte und man peilt damit eigentlich nur das Objekt an. Eine genaue  Bildbegutachtung ist nicht möglich.

Hürde Nummer zwei: 

Der "Auslöser" ist sehr umständlich zu bedienen. Im Hochformat noch gut zu lösen, ist es bei querformatigen Bildern schon anders. Man kann sich mit einem Drahtauslöser behelfen. Was aber das ganze noch erschwert ist die Tatsache, das der ganze Kasten nix wiegt. Satte 420 Gramm bringt der Kasten auf die Waage. 

Hilfreich ist es wenn man den Kasten irgendwo abstellen kann.  Wenn nicht, ist eine ausgesprochen ruhige Körperhaltung von nöten, oder man lehnt sich irgendwo an. Bei meinem Streifzug mit der Box habe ich immer versucht mich irgendwo seitlich oder mit dem Rücken anlehnen zu können. 

Bei einem Format von 6x9 passen acht Bilder auf den Film, dann ist sense.

Was die Qualität der Bilder angeht; Meine Erwartungen auf Grund des alters der AgfaBox und den technischen Möglichkeiten damaliger Zeit ( Baujahr 1950-1951) waren nicht allzu hoch.  Da diese Kamera ein damaliges Massenprodukt ( ca. 600.000 Stück ) war, wurde an technischen Feinheiten gespart, auch was die Linsen angeht. Bei einem damaligen Kaufpreis von fast unerschwinglichen 9,90Mark (1950) wurde gespart wo es nur ging.  

Nachdem ich die Aufnahmen gemacht und den Film entwickelt habe, war ich doch recht angetan von den Ergebnissen. Klar sind es keine High End Aufnahmen aber sie haben einen gewissen Charme. Was besonders auffällt ist die Randunschärfe á la Instagram. Die gesamte Schärfe der Aufnahmen ist nicht die tollste aber man kann es aufgrund des Charmes, was die Bilder wiedergeben durchaus vernachlässigen, was aber viele digitalverwöhnte Fotografen verschrecken würde.

Das ist das gescannte Resultat des Raddampfers:

Weitere Bilder sind in der Galerie zu finden.

Fazit: 

Eine kleine Kiste mit viel Charme. Auch wenn das Fotografieren mit einer AgfaBox50  ein gewisses Abenteuer ist, können sich die Ergebnisse sehen lassen. Perfektion sieht anders aus, Nostalgie aber genau so. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0