Warum analog Fotografieren?

Eine berechtigte Frage. Wo uns Digital doch soviel Möglichkeiten bietet, soviel Kontrolle. Also warum dann Analog. Gerade deswegen weil es eben NICHT die vorzüger der digitalen Fotografie bringt. Was immer wieder auffällt, ein Bild muß heute schnell gemacht sein. Die Fotografen verbringen heute mehr Zeit mit Photoshop und den Möglichkeiten, als sich mit dem was sie da fotografieren zu beschäftigen. Kaum einer wird sich noch wirklich mit dem Thema Bildgestaltung auseinandersetzen. Auch in der Personenfotografie, oder gerade da fällt es auf. Es werden mal eben 70, 80, 100 oder mehr Bilder gemacht, irgendeins wird schon passen, anstatt sich wirklich mit dem zu beschäftigen, was, oder besser WER da fotografiert wird. Es geht immer mehr um eine Phantasiewelt die digital erschaffen wird, weniger darum die Wirklichkeit abzulichten. Phantasiewelten hat man auch früher erschaffen, Aber es bedurfte einen immensen Aufwand diese zu bauen. Man musste sich intensiv damit beschäftigen, planen und vorbereiten. Also warum nicht wieder da hin. Der unterschied ist, das digital erschaffene Welten nicht anfassbar sind. Mit derAnalogfotografie hat man noch gebaut, gebastelt, Kulissen erstellt, und das teilweise über Monate, um dann ein Bild zu fertigen. Die Welt war anfassbar, sie war für einen Moment real, wenn auch nur im Studio, aber man konnte alles anfassen. Alles hatte Karakter, Eigenheiten und einen gewissen Charme.  Bider der "alten Meister" wie z.B. Helmut Newton, Peter Lindbergh, Jim Rakete, Ansel Adams oder die Bildreportagen von Henri Carter Bresson und Robert Cappa haben alle eines gemeinsam; Sie wurden mit Liebe zum Detail und Können aufgenommen. Sie hatten nur eine Chance. Sie hatten nur den Film. Etliche Bilder machen und sich das beste rauspicken, war eben nicht. Man hat beobachtet, sich auseinandergesetzt mit dem was da auf Film gebannt werden sollte. In einer Zeit in der alles nur noch von "schneller" und "besser" beeinflußt wird, ist es an der Zeit die Bremse zu treten. Wenn man sich mal Intervies z.B. von Jim Rakete oder Peter Lindbergh anhört und sie gefragt werden, warum sie immer noch Analog arbeiten, werden genau dies Gründe genannt. Oder eben auch die "Haltbarkeit". Digitale Daten überleben im Schnitt 10 Jahre, wer intensiv auf neue Datenträger sichert vielleicht ein wenig länger. Mit jedem mal neu Speichern zerstört sich die Datei mehr und mehr, bis sie irgendwann nicht mehr Lesbar ist. Der analoge Film "überlebt" mehrere Jahrzehnte bis Jahrhunderte.  Während in dreißig Jahren mehr und mehr Digitalfotografen Probleme haben werden ihr damaliges Material noch sichtbar zu machen, nimmt einer der analog auf Film fotografiert hat sein Negativ und macht sich einen Abzug davon. Gerade Schwarzweiß-Negative ist endlos haltbar, wie die Vergangeheit es schon bewiesen hat. Also warum nicht analog fotografieren?

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Kommentare: 1
  • #1

    Markus (Donnerstag, 11 Februar 2016 11:32)

    Moin Sven!

    Die analoge Fotografie zwingt uns über das einzelne Bild mehr nachzudenken. Du hast eine begrenzte Menge an Bildern pro Film, der Film kostet Geld, die Entwicklung kostet Zeit (und auch ein wenig Geld) und allem siehst du das Ergebnis auch erst nach der Entwicklung. So kann man mal eben nicht das Bild wiederholen, wenn es nichts geworden ist. Der Schuss muss also sitzen.

    Was ich toll finde ist, dass die digitale Bearbeitung durch die analoge Fotografie nicht ausgeschlossen ist. Negative entwickeln, einscannen und schon sind die Bilder digital. So treffen sich beiden Welten mit der der Chance mehr für das einzelne Bild zu tun. :-)

    Viele Grüße,
    Markus :-)